Opladen weiter entwickeln


Opladen Mitte

Ist es nicht ein trauriges Bild, was Kölner Straße und Bahnhofsstraße abgeben? Das kann so nicht weitergehen. Muss es auch nicht. Einem Alkoholiker darf man nicht helfen, nicht bevor er seinen Tiefpunkt erreicht hat. Erst wenn er wieder aufstehen, etwas an sich und seinem Leben etwas ändern will, dann sollte man ihm die helfende Hand reichen. Genauso ist das mit Innenstädten. Auch sie müssen erst ihren Tiefpunkt erreichen, um sich dann neu zu erfinden. Der Tiefpunkt ist in Opladen Mitte erreicht.

Das Fundament der Innenstädte war der Einzelhandel. Mit der Folge, dass tagsüber, vor allem am Samstag, die Fußgänger-Zonen proppenvoll sind. Nach Geschäftsschluss aber gähnende Lehre. Die Pflastersteine sind unter sich. Der Einzelhandel hat es schwer in Opladen. Zu viel Kaufkraft wird von Langenfeld und auch von der Rathaus-Gallerie in Wiesdorf abgesaugt. Und nun, wegen der Corona-Krise, kommt mächtige Konkurrenz dazu: der Online-Handel. Amazon, Zalando & Co. Das wird sich nach der Corona wohl nicht mehr ändern.

Nun bin ich kein Jammerlappen, sondern sehe in jeder Krise auch die Chance. Opladen Mitte wird sich neu erfinden. Das ist so sicher wie der Unternehmer-Geist im Menschen. Die Politik kann das nur in sehr begrenztem Maße beeinflussen. Soll sie auch nicht. 52 überwiegend ältere Ratsmitglieder können keine Diversität produzieren. Das geht nur mit einen Mix von allen Menschen in allen Altersklassen. Aber die Politik kann und muss die Voraussetzungen schaffen, damit dieser Prozess in Gang kommen kann.

 

Erreichbarkeit der City

Opladen plus steht nun wahrlich nicht für "freie Fahrt für freie Bürger", gemeint ist da wohl "freies Rasen" und "ich will Spaß, ich geb Gas". Opladen plus und allem voran ich stehen für Ökologie mit Vernunft. Natürlich wollen wir, dass so viele Leute wie möglich mit dem Bus fahren. Darum setze ich mich für ein günstiges "nine-2-night"-Abo-Ticket von der Wupsi ein und in Quettingen für einen 10-Minuten-Takt der Wupsi-Busse. Natürlich wollen wir, dass mehr Leute mit dem Fahrrad fahren. Darum setzten wir uns für die Brücke zur Wilhelmstraße ein und für die Verlängerung über einen Komfort-Radweg über Quettingen nach Lützenkirchen.

Aber das sind Angebote. Zwang lehnen wir ab und Zwang führt auch zu nichts.

Nicht zu vergessen, wir sind Realisten. Nicht jedes Transport-Bedürfnis kann mit Wupsi-Bus oder Fahrrad erledigt werden. Oft stimmt auch das Wetter nicht. Zu kalt, zu heiß, und wenn beides nicht ist, regnet es. Die City einer mittelgroßen Stadt ohne überregionale Bedeutung kann nur florieren, wenn sie gut erreichbar ist. Auch mit dem Auto. Wenn es denn ein E-Auto ist, umso besser.

Darum brauchen wir rund um das Zentrum von Opladen Parkplätze. In ausreichender Zahl und zu einem günstigen Tarif. Betreibt man "Verkehrs-Politik" nur über Verteuerung und Verknappung von Innenstadt-Parkplätzen, erreicht man damit ein Vergrämen von Besuchern in benachbarte Städte oder Einkaufszentren auf der grünen Wiese. Und die City sieht aus wie Kölner Straße und Bahnhofstraße schon heute.

 

Verkehrspolitik auf dem Irrweg

Leverkusen muss doch bitte auf dem Teppich bleiben, Leverkusen ist keine Metropole und wird nie eine sein. Sondern ein Verbund von drei mittelgroßen Städten. Opladen, Wiesdorf und Schlebusch. Da macht die Stadtverwaltung eine "Informations-Reise" nach Amsterdam, um zu schauen, wie die Holländer es hinbekommen, dass so viele mit ihrem Fiets fahren. Womit vergleichen die sich denn! Amsterdam ist eine Metropole und die größte in einem Land mit immerhin über 17 Millionen Einwohnern.

Nehmen wir das Fahrrad-Paradies Kopenhagen. In den Vorort-Städtchen fahren genauso viele Leute mit dem Auto wie bei uns. Nur wenn sie nach Kopenhagen wollen, wird das anders organsiert. Von zu Hause mit dem Auto zum Bahnhof, von dort mit der S-Bahn (die fährt alle Nase lang) in die Stadt. Die Innenstadt ist mit S-Bahn-Linien gut erschlossen, man nimmt den nächst gelegenen Bahnhof. Der Rest geht dann zu Fuß. Alternativ kann man das Rad in den S-Bahn-Zügen mitnehmen und radelt auch in der Stadt zum eigentlichen Ziel. Dazu gibt es neuerdings für sportliche Dänen Schnell-Radwege in die Vorstädte von Kopenhagen. Aber z.B. 20 km von Roskilde in die Stadt trampeln, das wäre mir zu viel. Den meisten Dänen allerdings auch. Nur, mit dem Auto fährt da kaum einer in die Stadt. Ganz einfach, weil es nicht geht. In Kopenhagen wohnen 7.232 Einwohner pro Quadratkilometer, in Kölle sind es mal gerade 2.681 und 2.077 in Leverkusen.

Die Leverkusener Politik muss endlich begreifen, dass ihre Zentren Opladen, Wiesdorf und Schlebusch keine Oberzentren sind, sondern Vorort-Städtchen von Kölle. Der Anteil von Rad und Bus & Bahn an der Verkehrsleistung wird immer sehr viel geringer sein als in sehr dicht besiedelten Metropolen wie Kopenhagen oder Amsterdam. Leverkusen kann sich mit einer polyzentrischen Stadt wie Mönchengladbach vergleichen. Dort wird rund 65% weniger Rad gefahren als bei uns. Das steht übrigens alles in der Verkehrs-Studie "Moko 2030+". Aber so wirr durcheinander gewürfelt, dass niemand mehr was erkennt. Ich habe das mal richtig sortiert:

  1. Balken (gräulich) : Anteil der Verkehrs-Leistung von Fußgängern
  2. Balken (grün) : Anteil der Verkehrs-Leistung von Fahrradfahrern
  3. Balken (blau) : Anteil der Verkehrs-Leistung mit dem öffentlichen Personen-Nahverkehr
  4. Blaken (rot) : Anteil der Verkehrsleistung mit dem privaten Auto

 

Dadurch, dass ich die Tabelle nach Besiedlungs-Dichte sortiert habe, erscheinen vergleichbare Städte auch zusammen.

 

København: Zentrum eines ganzen Landes und Oberzentrum für Südschweden, dazu platt wie ein Pfannkuchen

Kölle und Hannover: Oberzentrum einer Region mit jeweils einigen Millionen Einwohnern

Bonn und Ludwigshafen: Mittlere Zentren von überschaubarer Größe in der Nähe von Oberzentren

Leverkusen und Mönchengladbach: polyzentrische Städte (= mehrere Zentren in einer Stadt)

  • Frank Kleudgen
  • Kruppstr. 2
  • 51379 Opladen